BMW 502 "Baur"-Coupe, Baujahr 1954

Hier wieder eine besondere automobile Kostbarkeit zudem noch aus höchst prominentem Erstbesitz.
Der BMW Typ 502 ist gemeinhin ja nahezu jedem Oldtimerenthusiasten als sog. "Barockengel" und damit als 4-türige Limousine bekannt.

Weniger geläufig sind da schon die wenigen gebauten Cabrios und noch weniger die raren Coupe-Aufbauten dieses Typs.

Hier aber ist eines der ganz besonderen Prachtexemplare eines 502 V8 Coupes mit einer einmaligen Sonderkarosserie der Firma "Baur" aus Stuttgart.

Und wäre ein Coupe dieses Typs nicht schon alleine ein nahezu unbekanntes Highlight, nein dieses Sonderexemplar hier war und ist nachweißlich ein Einzelstück und wurde als solches nur einmal exklusiv bei der Stuttgarter Karosseriebaufirma "Baur" angefertigt - für keinen geringeren als den adligen und Polit-Prominenten Otto Christian Fürst von Bismarck und damit dem Enkel des Reichskanzlers von Bismarck.

Es ist überliefert dass Otto Fürst von Bismarck schöne Autos liebte, die im Deutschland der frühen Fünfziger Jahre und bei den wenigen verbliebenen Herstellern, aber nur sehr vereinzelt verfügbar waren. So bestellte er 1954 bei BMW in München lediglich ein rollendes BMW 502 Fahrgestell, einschl. Motor, aber eben ohne jeglichen Aufbau und gab dieses rollende Chassis nach Stuttgart zu der bereits schon vor dem 2. Weltkrieg renommierten Karosseriebaufirma "Baur" mit dem Auftrag für ihn einen individuellen Aufbau als 2-türiges Coupe zu erstellen.

Das ganze sollte mit einer besonderen coupetypischen und nach hinten sehr schräg verlaufenden Dachpartie gestaltet werden und damit mit einem sehr ungewöhnlich kleinen Heckfenster, dazu beidseits ausstellbaren hinteren Dreiecksfenstern, einer 3-sitzigen, durchgehenden und trotzdem geteilt gestalteten vorderen Sitzbank.

Die Lackierung wurde in dem damals noch sehr exklusivem und sicher auch sehr teurem Metallic-Blau gewählt, im Inneren feinstes cognacfarbenes Echtleder, garniert mit edlen Zierhölzern und Echtholzfurnier. Ab Werk wurden zudem spezielle Rudge-Räder mit Schnellverschlüssen mitsamt Weißwandreifen geordert, dazu ein Becker-Mexico Radio und weitere schöne und stilsichere Details.

Pünktlich zum Weihnachtsfest 1954 wurde der Wagen bei "Baur" in Stuttgart nach seinen Wünschen fertiggestellt und von ihm am 22.12.1954 erstmals auf seinen Namen zugelassen.

Auch nach seinem Umzug behielt er den Wagen noch über viele Jahre.

Zur Person: Otto Christian Fürst von Bismarck wurde 1897 als Enkel des namensgleichen ersten Reichskanzlers der Weimarer Republik Otto Fürst von Bismarck in Schönhausen (LK Stendal/Sachsen-Anhalt) geboren. Nach seinem Abitur studierte er ab 1915 Rechtswissenschaften in Berlin und war dort nachfolgend bereits zu hohen politischen Ämtern gekommen, u.a. war er Gesandter des Auswärtigen Amtes in London, ab 1943 Diplomat/Botschafter der deutschen Botschaft in Rom/Italien, ab 1944 Leiter des Auswärtigen Amtes. Er wurde nach dem Krieg u.a. CDU Mitglied und Abgeordneter des deutschen Bundestages in der neu entstandenen Bundes-Hauptstadt Bonn. Von 1959 bis 1966 war er Vizepräsident des Europarates und wurde 1965 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt. Später zog er sich als "Landwirt" auf seinen Familiensitz Friedrichsruh/Nähe Hamburg zurück und verstarb dort zu Weihnachten 1975 im Alter von 78 Jahren.
Privat war Otto Christian Fürst von Bismarck seit 1928 mit der Schwedin Ann-Mari Tengbom verheiratet aus dessen Ehe 6 Kinder hervorgingen.

 

Der Verbleib des Wagens in der Familie "von Bismarck" ist bis in die frühen 70er Jahre dokumentiert. Anschließend landet der Wagen für einige Jahre bei einem Sammler in Darmstadt - leider mit wenig Sach- und Fachverstand. So wird der Wagen nicht nur in grün umlackiert und mit einer Anhängerkupplung versehen, sondern leider auch anderweitig "verbastelt". Danach verliert sich die Spur über Jahrzehnte und der Wagen galt in Kennerkreisen gar als verschollen.

Durch einen glücklichen Umstand konnte das inzwischen ramponierte Coupe erst im Jahre 2020 in einer anonymen süddeutschen Tiefgarage geborgen werden und gelangte anschließend zum originalgetreuen und fachgerechten Wiederaufbau in unsere OLDTIMERMANUFAKTUR.


Nach intensiven Recherchen zur Originalität und zur vormaligen Ausstattung des Wagens konnten wir mit den aufwendigen und recht intensiven Karosseriearbeiten beginnen.


Dazu wurden auch viele verlorene Anbauteile, wie die speziellen Alu-Stoßstangenhörner und div. Zierteile neu gefertigt und angepasst.

 



Danach bekam der Wagen in unserer Lackierabteilung erstmals wieder seinen Originalfarbton blau-metallic zurück. 

 

 

Neben der Motorinstandsetzung werden in unserer Technik auch der Kabelbaum neu angefertigt, Achsen, Bremsen, Lenkung usw. revidiert, bevor auch der Innenraum restauriert wird und der Wagen sein ursprüngliches cognacfarbenes Echtlederinterieur zurückbekommt.