Wüstenfahrt

HANOMAG - Sportroadster - Internationale Wüstenfahrt von Marokko im Mai 1937 mit Huschke von Hanstein und Walter Glöckler.

 

Die Geschichte genau dieses berühmten Siegerwagens beginnt Ende 1936, als HANOMAG zu den technisch fortschrittlichsten Automobilherstellern überhaupt zählte und gipfelte u.a. im Sieg der „Internationalen Wüstenrallye“ von Marokko im Mai 1937.

Um dieses technische Know-How auch werbewirksam darzustellen, war es schon damals in der Automobilbranche allgemein üblich, seinen technischen Fortschritt bei diversen Rennveranstaltungen und Rallyes unter Beweis zu stellen.

Diese Zeit gilt beispielsweise mit dem Rennen auf der Berliner AVUS, dem Nürburgring oder der berühmten Mille Miglia noch heute als die Hochblüte der Automobilrennen schlechthin.

 

Just in jener Zeit wird auch bei HANOMAG (HAnNOveranerMAschinenbauGesellschaft) im niedersächsischen Hannover entschieden, mit 3 eigens dafür entworfenen und in Aluminium-Leichtbau erstellten Wagen (zwei auf 1,5 Liter „Rekord“-Basis und einer auf 2,2 Liter „Sturm“-Basis) an der hart umkämpften „Internationalen Wüstenfahrt“ in Marokko 1937 teilzunehmen.

 

Diese Rallye ist vergleichbar mit der heute noch stattfindenden Rallye Paris-Dakar – gilt aber mit 5000 km sowohl durch Wüstensturm bis hin zu den schneebedeckten Hängen des Atlas-Gebirges – als ungleich härter für Mensch und Material. Auch gab es keinen Tross an Begleitfahrzeugen mit entsprechendem „Servicepersonal“, keinen Allradantrieb, keine GPS-Navigation...

 

Zudem war Marokko als französische Kolonie (Französisch-Marokko) besetztes Militärterritorium und damit seinerzeit deutsches Feindesland (Auswirkungen des für Deutschland „verlorenen“ 1.Weltkrieges – Versailler Vertrag).

 

Für einen möglichen Erfolg zählte hier wohl nur die Summe größter menschlicher Einsatzbereitschaft der Fahrer Huschke von Hanstein und Walter Glöckler im Einklang mit bestem technischen Material.

 

Los ging es im Mai 1937 – wohlgemerkt auf eigener Achse von vorab schon einmal mehr als 2000km und damit einer mehr als einwöchigen Fahrt vom Fabrikhof der HANOMAG in Hannover bis nach Südfrankreich – vorbei an Lahn und Rhein, durch das Rheinland nach Saarbrücken zur französischen Grenze. Weiter nach Paris und Lion nach Port Vendres - jener kleinen Hafenstadt am Golf von Lion. Dort war Sammelpunkt aller Rallyeteilnehmer der marokkanischen Wüstenfahrt (darunter auch Wagen wie Bugatti, Hotchkiss, Delahaye oder Riley mit Teilnehmern aus England, Irland, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal, Ungarn, Italien, der Schweiz und eben Deutschland).

 





 

Hier in Port Vendres kam es nun zur spektakulären Kranverladung der Fahrzeuge auf die „El Cantara“ zur Verschiffung nach Afrika.

 

Angekommen in Oran (heutiges Algerien) beginnt am 13.Mai 1937 dort am Mittelmeer die eigentliche „Internationale Marokko-Rallye“ – 5000 Kilometer bis zum Atlantik – mit insgesamt 7 Etappen durch Algier, Qujda zur marokkanischen Grenze, weiter nach Rabat (heutige Hauptstadt Marokkos), vorbei an karger Vegetation nach Fes, über notdürftig geschotterte Kurven und Kehren der Serpentinen des kleinen- und der schneeverwehten Pässe des großen Atlasgebirges bis nach Erfoud -

 


- dem Tor zur großen Sahara, weiter durch brennend heißen Wüstensand bis nach Marakesch – der angeblich schönsten Stadt Marokkos, weiter durch schlammüberflutete Passstrassen des Atlasgebirges, durch Schnee- und Eissturm auf 2200m Höhenkamm; und in den Niederungen durch den berüchtigten hagelnden Sandsturm (Scirokko) bis nach Agadir, danach entlang der Atlantikküste wieder bis nach Marakesch und schlussendlich bis in die Hafenstadt Casablanca am Atlantik.

 


 

Fazit nach 5000 Kilometern der für Mensch und Technik überaus strapaziösen Marokko-Rallye: HANOMAG gewinnt mit diesem Wagen (H.v.Hanstein/Glöckler) die Wüstenfahrt – bei einem Preisgeld von 100.000 Franc! Nur 10 Wagen erreichen den Zielort Casablanca überhaupt, darunter aber waren alle 3 gestarteten HANOMAG-Wagen.

 

HANOMAG ging zudem als Gesamtsieger dieser Rallye (Prix de Regularite) hervor und gewann überdies den Zuverlässigkeitspreis.

 

Die ruhmreichen HANOMAG Werksfahrer dieses Siegerwagens waren damals Walter Glöckler aus Frankfurt und kein geringerer als der später als „Rennbaron“ weltweit gefeierte Huschke von Hanstein – und mit hunderten gefahrenen Rennsiegen einer der schillernsten Persönlichkeiten der automobilen Renngeschichte überhaupt.

 

Die Werbewirksamkeit dieses Rallyeerfolges für HANOMAG war dabei offensichtlich. Selbst damalige „Politgrößen“, wie Adolf Hühnlein (Führer des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps NSKK und Generalmajor im Generalstab der SA) ließen es sich nicht nehmen, den „siegreichen deutschen Helden“ persönliche Glückwünsche und den HANOMAG-Werken die höchste Anerkennung des „Führers“ auszusprechen.

 

Die Restaurierung dieses geschichtsträchtigen Wagens war einerseits sicher auch für uns wieder eine anspruchsvolle handwerkliche Herausforderung, andererseits empfinden wir es als eine ehrenvolle Aufgabe unseren Beitrag dazu zu leisten, dieses Fahrzeug mit einer entsprechend originalgetreuen und authentischen Restauration für die Nachwelt zu erhalten.